Gewalt in der Pflege vorbeugen

Gewalt in der Pflege ist ein Thema, dass immer wieder in die Medien kommt. Allerdings geht es bei den bekannten Fällen, um Übergriffe bei professioneller Pflege. Dabei findet die meisten Fälle von Gewalt in der häuslichen Pflege statt. Bei einer empirischen Erhebung der Hochschule Münster im Jahr 2011, gaben über 50 Prozent der pflegenden Angehörigen an, dass sie mindestens einmal im letzten Jahr problematisch gegenüber Pflegebedürftigen verhalten zu haben. Gewalt in der Pflege kann sowohl Gepflegte als auch Pflegende treffen.Oft versagen die klassischen Täter- und Opfer-Kategorien. Doch viele Krisenfälle könnten verhindert werden, wenn die Beteiligten das notwendige Wissen hätten, um eskalierende Pflegesituationen zu vermeiden. Allerdings gibt es deutschlandweit keine zentrale, überregionale Informationsstelle zum Thema, die alle Betroffenen gleichermaßen anspricht. Vor diesem Hintergrund hat die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ein Internetportal (www.pflege-gewalt.de) zur Gewaltprävention entwickelt, das Informationen, Entlastungsmöglichkeiten, Tipps sowie Kontaktdaten zu bundesweiten Krisentelefonen für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und professionell Pflegende bietet.

Hilfe für Krisensituationen

Die Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter. Dazu zählen sowohl Beschimpfungen, entwürdigende Umgangsweisen, Vernachlässigungen, aber auch körperliche Übergriffe. Das neue Portal liefert Zahlen und Fakten darüber, in welcher Art und Häufigkeit Gewalt in der Pflege vorkommt und wodurch sie entstehen kann. Daneben werden die Antworten auf die häufigsten und wichtigsten Fragen rund um das Thema angeboten. Gewalt und Aggressionen können in vielen Fällen auch das Ergebnis von Überlastung und Überforderung sein. Dies betrifft vor allem pflegende Angehörige, die oftmals Verpflichtungen in Familie, Beruf und Pflege nebeneinander wahrnehmen müssen. „Damit pflegende Angehörige gar nicht erst an ihre körperlichen und psychischen Grenzen stoßen, bietet das Portal auch eine umfassende Übersicht zu Hilfe- und Entlastungsmöglichkeiten“, betont Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Präventiv wirken kann auch ein persönlicher Notfallplan. Dieser erinnert in akuten Krisensituationen daran, welches Verhalten und welcher Ansprechpartner helfen können.

Anonyme Krisen-Hotline bietet Hilfe

Zudem wird auf dem Portal immer die Servicenummer eines aktuell verfügbaren Krisentelefons angezeigt. Damit kann 24 Stunden, sieben Tage die Woche, eine erreichbare Notrufnummer gefunden werden. Die Initiative für das Onlineangebot geht zurück auf die gemeinsame Veranstaltung „Pflege ohne Zwang bei Menschen mit Demenz“ von ZQP und BMFSFJ im November 2013, bei der sowohl die Relevanz als auch der dringend bestehende Informationsbedarf des Themas deutlich wurden.

Zahlen zur Gewalt in der Pflege:

Gewalterfahrungen von über 60-jährigen Menschen  WHO-Bericht aus dem Jahr 2011:

  • Körperliche Gewalt:  2,7 % bzw. 4 Millionen Menschen > 60 Jahre
  • Psychische Gewalt: 19,4 % bzw. 29 Millionen Menschen > 60 Jahre
  • Sexualisierte Gewalt: 0,7 % bzw. 1 Millionen Menschen > 60 Jahre
  • Finanzielle Übervorteilung/ Ausbeutung: 3,8 % bzw. 6 MillionenMenschen > 60 Jahre

Studie zum Vorkommen von Misshandlungen in der stationären Pflege (Görgen, 2006) :

Professionell Pflegende gaben an…

  • >70 % sich problematisch gegenüber Heimbewohnern/-innen verhalten zu haben
  • 37 % von Formen körperlicher und verbaler Misshandlung
  • 20 % von körperlicher Gewalt
  • 27 % von pflegerischer Vernachlässigung

Die gleiche Studie untersuchte auch die häusliche Pflege:

Pflegende Angehörige berichten…

  • 48 % psychische Misshandlung angewendet zu haben
  • 19 % körperlicher Gewalt angewendet zu haben
  • selten von pflegerischer Vernachlässigung

Quelle: www.pflege-gewalt.de

Tipp: Berufsbekleidung für Pflege

Alexander Keller

Ehemaliger Chefredakteur vom Wohnen im Alter Magazin.

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