Pflegeheimplätze: Überkapazität oder Manko?
Der Bedarf an Pflegeheimplätzen wird in den nächsten Jahrzehnten stark schwanken. Deutsche Pflegeheime versorgen im ländlichen Bereich durchschnittlich rund 60 Bewohner. In städtischen Gebieten werden pro Heim rund 100 Bewohner versorgt. Am erfolgreichsten sind Anbieter, die sowohl teilstationäre Pflege wie Tagespflege als auch vollstationäre Pflege anbieten. Sie erreichen eine durchschnittliche Auslastung von 90,2%. Durch den demographischen Wandel wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen stark steigen. Während Einzelzimmer in Pflegeheimen immer häufiger nachgefragt werden, nimmt die Anzahl der Doppelzimmer kontinuierlich ab. Kaum noch jemand möchte sein Zimmer mit einem anderen Bewohner teilen. Der Trend geht eher zur individuellen Gestaltung. Laut einer aktuellen Analyse von Ottenstroeer werden bis 2020 mehr als 210 000 weitere Plätze in der stationären Pflege benötigt.
Bis 2030 soll dieser Bedarf sogar auf 320.000 ansteigen. Vor allem die geburtenstarken Jahrgänge ab 1960 benötigen daher deutlich mehr Pflegeangebote. Wie viele genau hängt von der Region ab. Bis 2030 wird Berlin mit 16 000 weiteren benötigten Plätzen einer der gefragtesten Orte sein. Um diese große Nachfrage zu bewältigen müssten 133 Pflegeheime mit je 120 Plätzen neu gebaut werden. Dresden und Leipzig dagegen werden „nur“ rund 2000 Plätze mehr benötigen als bisher. Davon profitieren vor allem die Träger der Wohlfahrtspflege und die privaten Träger, die 48% bzw. 40% der Einrichtungen in Deutschland betreiben.
Selbst wenn der Heimbedarf durch Neubauten gedeckt wird, ist damit das Problem nicht vollständig gelöst. Da den geburtenstarken Jahrgängen viele geburtenschwache Jahrgänge folgen, wird die Nachfrage ab 2040 wieder abnehmen. Dann muss über eine Umnutzung der Pflegeeinrichtungen nachgedacht werden. So könnte aus einer Seniorenresidenz beispielsweise ein Hotel, aus Betreutem Wohnen eine Ferienanlage werden.
Quelle: Care konkret. Die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ausgabe. Nr. 16
Grafik: Wohnen-im-Alter
Eine Antwort
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