Seniorentreff Pankow: Symptom einer verfehlten Sozialpolitik
In den Medien werden sie als Helden gefeiert: Seit zwei Wochen besetzen Senioren das Gebäude welches die Seniorenfreizeitstätte Pankow beherbergt. Der Grund: Da die Sanierung und der Unterhalt der alten Villa zu teuer sind, soll der Seniorentreff Pankow geschlossen werden und in verschiedene andere – oft weit entfernte – Gebäude verteilt werden. Auf welche Gebäude der Seniorentreff verteilt werden soll, war bei geplanter Schließung nicht absehbar. Für die Mitglieder des Freizeit-Treffs ein unzumutbarer Zustand. Um die Schließung zu verhindern, besetzten die Mitglieder ihren Seniorentreff. Jede Nacht schlafen sechs Besetzer im Seniorentreff.
Diese Besetzung löste ein großes Medien-Echo aus. Mit den Medien kamen auch die Politiker, welche ihre Solidarität bekundeten. Zusätzlich kommen eine Vielzahl von Unterstützern, die ihre Hilfe anbieten, Neugierige aus der ganzen Stadt und sogar Touristen. Trotz aller Solidariät scheint eine Lösung des Konfliktes kaum möglich. Zwar gab es ein Gespräch mit der Sozialstadträtin. Dieses blieb jedoch ergebnislos. Eine Räumung des Gebäudes wird es aber aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit nicht geben.
Warum soll der Seniorentreff geschlossen werden?
Das Seniorentreff in Berlin Pankow ist in einer alten, traditionsreichen Villa beheimatet. In den 50er Jahren lebte Stasi-Chef Erich Mielke in dem Gebäude. Seit Jahren dient diese Villa 300 Menschen als Seniorentreff. Finanziert wird das Projekt vom Bezirksamt Pankow. Dieses will aber die umfassende Renovierungs-Kosten nicht tragen. So müsste das Gebäude nach neuen Brandschutz-Kriterien und barrierefrei umgebaut werden. Diese Modernisierungsmaßnahmen sollen laut dem Bezirk 2,5 Millionen Euro kosten. Günstiger ist es, das Gebäude zu verkaufen. Am Verkauf wäre der Bezirk zu 20 Prozent beteiligt.
Sympton einer verfehlten Politik
Die Medien berichten deshalb so gerne über den Seniorentreff Pankow, da dies perfekt in das Bild des lustigen Medien-Bildes des „Wutrentner“ passt. Nach dem Sommerloch werden die Medien und Politiker sich kaum noch für die Probleme der Senioren interessieren. Dabei ist der Seniorentreff bei weitem kein Einzelfall. In Berlin und deutschlandweit gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen, die Opfer des Sparzwanges aufgrund sind. Vielen Kommunen fehlt das Geld, um soziale Projekte zu betreiben. In Berlin ist die finanzielle Not besonders groß und so wird auch hier besonders stark bei den Schwachen gespart. Das Seniorentreff Pankow ist letztendlich ein Symptom einer verfehlten Sozialpoltik. Es bleibt zu hoffen, dass die Solidarisierung und die große Aufmerksamkeit kein Strohfeuer bleibt und andere bedrohte Instutionen dem Beispiel der mutigen Senioren folgt.
https://www.youtube.com/watch?v=BgfWb8wCFvw
Weitere Infos:
Solidaritäts-Seite der Pankower Kultur- und Bildungseinrichtungen
/a
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