Warum Pflegekräfte ins Ausland abwandern
ZDF-Beitrag zur Auswanderung in der Pflege
Wer am Abend des Dreikönigstages zur Fernbedienung griff und das ZDF einschaltete, fand im heutejournal einen sehr aufschlussreichen Beitrag über Deutschlands „völlig unterschätzte Wachstumsbranche“: Die Pflege von alten und hilfsbedürftigen Menschen. Dieser Branche wird bis zum Jahr 2030 eine Verdopplung prognostiziert, verursacht durch den demographischer Wandel. Wer aber glaubt, dass parallel zur steigenden Nachfrage sich auch die Arbeitsbedingungen und die Löhne verbessern, wird hierzulande enttäuscht sein. Tagtäglich leisten Pfleger- und Pflegerinnen unserer Gesellschaft ihren immensen Dienst, für wenig Lohn und schlechten Bedingungen. Der europäische Vergleich mit den Nachbarländern macht zudem deutlich, dass es auch anders geht. Deutliche bessere Verdienstmöglichkeiten erklären den Trend, warum dem deutschen Pflegesystem zunehmend der Rücken gekehrt wird und examinierte Pflegefachkräfte in das Ausland abwandern. Die Folgen sind schwerwiegend: „Deutsche Pflegebedürftige werden die Verlierer sein.“, so das ZDF.
Auswandern nach Luxemburg
Der ZDF Beitrag nimmt das Grenzgebiet Deutschland-Luxemburg genauer unter die Lupe. Im Jahr 2011 beliefen sich die Pflegeausgaben pro Kopf in Deutschland auf 566$ Dollar, während in Luxemburg ganze 849$ Dollar geleistet wurden. Niedrige Steuern haben zudem Einfluss darauf, dass am Ende des Monats in Luxemburg im Schnitt doppelt so viel auf dem Konto landet. Ein weiterer Faktor liegt in der Patientenanzahl. Auch hier schneidet Deutschland wesentlich schlechter ab. Auf 1000 Einwohner fallen geringe 6,1 Pflegekräfte, wohingegen in Luxemburg mit 9,1 gerechnet wird. Da ist es kein Wunder, dass deutsches Pflegepersonal tägliches Pendeln in Kauf nimmt, um bei verbesserten Arbeitsbedingungen und verbesserter Bezahlung ihren Beruf auszuüben. Sehen Sie den kompletten Beitrag in der ZDF-Mediathek
Paradox: Politik reagiert mit Einwanderung
Schwarz-rot hatte die Aufwertung des Pflegeberufes angekündigt und tatsächlich wurden im Rahmen der Verhandlungen einige Wahlversprechen in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Die Skepsis konnte damit aber nicht vertrieben werden. Johanna Knüppel vom deutschen Berufsverband für Pflegeberufe erklärt: „Absichtserklärungen in dieser Art hat es schon häufiger gegeben nur daraus geworden ist in der Regel nichts wirklich Greifbares.“ Sie fordert die Verbesserung der Personalbemessung. „Die chronische Überlastung, die jetzt schon über Jahre besteht hat viele krank gemacht, demotiviert. Da muss zuerst angesetzt werden.“ Mit dieser Forderung befindet sich Johanna Knüppel in guter Gesellschaft. Seit Jahren formulieren auch andere Verbände Erwartungen an die Politik, der Pflege endlich den Stellenwert zu geben, den sie verdient. Es wird sich zeigen, ob die neue Regierung Mittel und Wege findet, um der „völlig unterschätzen Wachstumsbranche“ neuen Aufwind zu geben. Statt für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu sorgen, reagiert die Politik oft durch eine Stärkung der Zuwanderung. So werden mittlerweile schon Pflegekräfte aus China angeworben.
Warum sich Auswandern lohnt:
Eine Studie der TU Berlin aus 2012 vergleicht die Arbeitsbedingungen und die Zufriedenheit von Pflegekräften in Deutschland und beliebten Auswanderungszielen in Europa wie den Niederlanden, Schweiz, Norwegen Schweden oder England. In den meisten Zielländern sind die Arbeitsbedingungen besser als in Deutschland. So müssen sich Pflegekräfte in Deutschland im Durchschnitt um zehn Patienten kümmern, in den Niederlanden nur um fünf und in Norwegen sogar nur um vier Patienten. In einigen europäischen Ländern schätzt das dortige Personal die Situation zum Teil deutlich besser ein als Pflegekräfte hier. Andererseits lassen sich nicht in allen „Wunsch“-Auswanderungsländern jegliche Hoffnungen und Erwartungen an bessere Arbeitsbedingungen erfüllen. Daher ist es für interessierte Auswanderer wichtig, sich umfassend über das neue Land zu informieren. Unter www.pflege-wandert-aus.de finden an Auswanderung interessierte Pflegekräfte einen bildlichen Vergleich der Arbeitsbedingungen in den beliebtesten Zielländern.
Bildquelle: zdf.de
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