Das „Pflege-TÜV“-Märchen: Gute MDK-Noten = Gutes Pflegeheim?

Pflegenoten ein Betrug?

Ein kritischer Bericht im Bayerischen Fernsehen deckt auf, was in der Pflege-Branche schon lange bekannt ist: Die MDK-Note – in den Medien fälschlicherweise „Pflege-Tüv“ genannt – sagt nur wenig über die Qualität einer Pflegeeinrichtung aus. In dem sehr interessanten Bericht der Sendung „Quer“ redet ein bayrische Heimleiter und sogar ein MDK-Mitarbeiter offen über die Pflegenoten. Diese geben zu, das eine Pflegenote 1,0 nicht bedeutet, dass ein Pflegeheim „sehr gut“ ist. In vielen Fällen fehlt es in Heimen an qualifizierten Pflegefachkräften. Doch unzureichende Pflege und Betreuung, kann durch gute Pflege-Dokumentation ausgeglichen werden. Durch eine reine schriftliche Veränderung des Pflege-Konzeptes kann eine Pflegenote verbessert werden. Spezialisierte Berater bieten diesen Service einer Pflegenoten-Verbesserung an. Die These des Quer-Beitrages ist es, das von dem „Pflege-TÜV“-Märchen vor allem die Krankenkassen profitieren, was im Interesse der Politik ist. Die Krankenkassen haben zusammen mit den Pflegeheim-Betreibern die Kriterien für die MDK-Noten ausgearbeitet. Deren Interesse sei es, dass Pflege möglichst wenig kostet.

Was sind  Pflegenoten?

Die Pflegenoten wurden mit der Pflegereform 2008 (Pflege-Weiterentwicklungsgesetz) eingeführt.  Mit dieser Pflegereform sollte die Pflegeversicherung stärker auf die Bedürfnisse von Pflegebesürftigen und deren Angehöriger ausgerichtet werden.  Gleichzeitig sollte eine Qualitätsüberprüfung von Pflege-Angeboten eingerichtet werden, welche vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) unangemeldet durchgeführt werden können. Bei dieser Qualitätsprüfung werden unterschiedliche Bereiche, wie die  Pflege und medizinische Versorgung, der Umgang mit demenzkranken Bewohnern, die soziale Betreuung und Alltagsgestaltung, Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene überprüft. Zusätzlich findet eine Bewohner-Befragung statt. Aus dieser Überprüfung wird eine Schulnote errechnet. Die meisten Einrichtungen in Deutschland haben eine Note von 1,0 bis 2,5. Die MDK-Noten wurden schnell in den Medien als „Pflege-TÜV“ bekannt. Dabei ist der Begriff „Pflege-Tüv“ falsch, denn dieser bezeichnet eine Qualitäts-Audit durch den TÜV und dem bpa.

 Kritik an den Pflegenoten

Von Pflegeexperten und Pflegeeinrichtungen wurden die Pflegenoten von Anfang an kritisiert. Zum einen erhöht sich durch die Pflegenoten die Bürokratie in den Einrichtungen, zum anderen sagen die MDK-Noten nichts über die wirkliche Qualität eines Pflegeheims aus. Extremes Beispiel: Wenn die Pflegekräfte in einer Einrichtung sich mehr mit der Pflege und Betreuung der Pflegebedürftigen befassen und die Pflegedokumentation vernachlässigen, kann dies zu einer schlechten Pflegenote führen. Zwar konnten durch die Qualitäts-Prüfung einige schwarze Schafe der Pflege-Branche enttarnt werden, dennoch überwiegen die Nachteile der Pflegenoten. Das wichtigste Ziel der Pflegenoten wird verfehlt: Pflegenoten sind keine Hilfe bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung. Eine aktuelle Umfrage der Fachhochschule Münster hat ergeben, das MDK-Noten nur für 4 Prozent der Befragten für eine Heimauswahl entscheidend sind.

Aktueller Beitrag zum Pflege-Tüv

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Pflege-TÜV?

Haben Sie auch schlechte Erfahrungen oder Beispiele für das Pflege-Tüv-Märchen? Dann freuen wir uns über Ihren Beitrag in unseren Kommentaren! Bildquelle: Bayrischer Rundfunk

Alexander Keller

Ehemaliger Chefredakteur vom Wohnen im Alter Magazin.

11 Antworten

  1. Ute Heinrich sagt:

    Ich habe bis vor kurzem in einem(hier nicht namentlich erwähnten) Pflegeheim in Hamburg gearbeitet und musste selbst miterleben,wie man von der Heimführung,sowie der PDl dazu aufgefordert wird in der Dokumentation zu LÜGEN, das Personal musste eine Schweigepflichterklärung unterschreiben. Die Betreuer wurden in Pflege und K üchentätigkeiten uwingend eingesetzt.In dem Heim wurden viele Bewohner misshandelt,die Medikamente,meist lebensnotwendig,wurden oft im Müll entsorgt.Wer von den Bewohnern konnte,zog aus! Die Mitarbeiter wurden vorher ermahnt,was man antworten zu habe.Wer nicht mitmachen wollte,wurde ohne Wimpernzucken zum Ausgang befördert mit Aussprache der fristlosen Kündigung. Das Heim hat die Benotung“Befriedigend“bekommen,weil die Reinigung und die Betreuung die plus Punkte holte. Dieses Heim müsste,ich denke,da spreche ich für alle ex,sowie noch Mitarbeiter dieses Heimes,SOFORT geschlossen werden!

  2. sabine dietrich sagt:

    papier ist geduldig….
    arbeite als altenpflegerin und möchte mal selbst nie in ein heim.
    es ist die letzte wohnstätte des bewohners, aber er wird nicht dementsprechend behandelt.
    zu wenig zeit,schlechte oder fehlende arbeitsmaterialien,zu viele arbeitsbereiche in einer schicht,angefangen von pflege, küchendienst, beschäftigung,wäsche waschen,inko verteilen,wäsche verteilen, backen, lebensmittelbestellung , toilettengänge,müllentsorgung und noch doku.
    der bewohner bleibt auf der strecke, nur hetzerei am schluss ist man kaputt und das alles in 6 stunden. ( dies ist die schicht einer hilfskraft, die wir auch machen müssen und somit in die minusstunden geraten)
    die fachkraftschicht ist auch sehr vollgepakt. durch den unsinnigen pflegeschlüssel, ist eine optimale pflege nicht erfüllbar.
    meines erachtens,dürfte es keine pflegestufe in heimen geben.
    einen bewohner mir pflegestufe 3, ist manchmal schneller versorgt, als einer mit 1.
    jeder tag des bewohners ist anders, mal fülht er sich wohl, mal wiederum nicht.
    dann diese oftmals unsinnigen vorschriften und dokumentationen gehen mir auf den sänkel.
    falsch finde ich auch ,diese stundenkräfte. ständig andere personen und das in einen denenzbereich noch hinzu, ist fehl am platz.
    eine fachkraft und 2 helfer die zu unterschiedlichen zeiten anfangen und auch weniger stunden arbeiten und das für 23 bewohner ist viel zu wenig.
    ich bin jetzt 52 jahre, arbeite seit über 24 jahren in den beruf, aber eins weiß ich jetzt schon, dass ich mir einen anderen berufszweig suchen werde, da ich menschlich gesehen, vieles nicht aushalten kann. hauptsache , das heim verliert sein image nicht.

    wie es den bewohnern und den personal geht, steht nicht im fordergrund, sondern die einnahmen, was dokumentiert und schön geredet wird.
    alle heime müssten in saatlicher obhut, wie auch kindergärten.

  3. Stephan sagt:

    Alles Augenwischerei!

    Ich selber arbeite in einem Heim welches die Note 1.0 bekommen hat, schaut man aber genau hin dann sieht man das dieses Heim keine 1.0 verdient hat. Für mich ist die Pflege in dem Heim mangelhaft und ich konnte mir das nicht länger mit ansehen. Aus diesem Grund habe ich auch dem Heim den Rücken gekehrt und von Heute auf morgen gekündigt!

    An dem System muss dringend etwas geändert werden! Der MDK muss genauer hinsehen, denn sonst sehe ich Schwarz für die Pflege.

  4. katja sagt:

    MDK?
    tests in Pflgeheimen??

    Na dann mal auf in den Kreis Stormarn Heime nachprüfen die bereits 2-3 Wochen vorher durch Insiderinformationen wissen wann in etwa geprüft wird.
    Die Zeit bekommen alles verschwinden zu lassen was teilweise zu Schließungen führen könnte.
    Ich hab selbst in einem Heim gearbeitet.
    Ich wurde neben 3 anderen speziell eingestellt wegen dem MDK
    und ratet mal wann die Entlassung folgte !!
    Unmittelbar nach der Prüfung die mit Note 1 ausging !!!!

    KOmisch was?
    Wochenlanges schreiben der Berichte. Dinge eintragen, DInge austragen. MRSA Patienten im Krankenhasu verschwinden lassen..
    Andere mit der Krankheit hatte mit einem mal tatsächlich Pflegematerial vor der Tür stehen, die zuvor mit bloßer Hand und ohne Schutz gepflegt werden sollten..

    MDK ??
    Da sist etwas wa sich persönlich als TürkenTüV bezeichne, SORRY !!
    it Sicherheit ist es nicht überall so. aber letzendlich glaubt man das was man sieht !!

    • Holm sagt:

      Liebe Katja,lieber Stephan

      setzebn Sie sich mit mir wegen der Pflegesituatuion, die Sie erlewbt haben, in Verbindund?
      Ich bin Journalist, aber unser Gespräch wird vertraulich geführt.

      Beste Grüße

      Carsten Holm

      0175-2433626

  1. 25. Oktober 2012

    […] habe ich eine nette Fortsetzung zu diesem Thema gefunden. Das Portal Wohnen im Alter berichtet hier über einen Fernsehbeitrag des Bayrischen Rundfunks. […]

  2. 1. Juli 2013

    […] Dienstes der Krankenkassen, in Medien auch oft fälschlicherweise Pflege-TÜV genannt. Doch diese Pflege-Noten sind höchst umstritten und spiegeln die Zufriedenheit der Bewohner der Einrichtungen kaum wieder. Zwar werden für die […]

  3. 8. November 2013

    […] Speziell qualifizierte, verdeckte Tester besuchten die Seniorenresidenzen vor Ort zur Besichtigung und Beratung. Dabei gaben sie an, nach einer Unterbringung für einen Angehörigen zu suchen. Die Ergebnisse dieser Mystery Checks flossen im Nachgang in einen Fragebogen mit insgesamt 60 Fragen ein. Die Anbieter wurden je nach Unternehmensgröße insgesamt je drei bis sechs Mal getestet. Der Schwerpunkt der Studie lag dabei auf dem Erscheinungsbild und der Beratung, da auf diesen beiden Punkten basierend häufig auch im realen Leben eine weitreichende Entscheidung für den Angehörigen getroffen werden muss. In die Gesamtnote flossen auch die umstrittenen Pflegenoten des MDK. […]

  4. 19. Dezember 2013

    […] umstrittenen “Pflege-TÜV” müssen Pflegeeinrichtungen akzeptieren. Das Bundessozialgericht (BSG) weist im Mai eine Klage der […]

  5. 8. Januar 2014

    […] Vergangenheit ein Großteil der Einrichtung die Noten 1 oder 2 bekommen (Mehr dazu erfahren Sie im Pflege-TÜV Märchen).  Mit dem neuen  Bewertungssystem soll dies nicht mehr möglich sein. Die Bewertungskriterien […]

  6. 29. Juni 2015

    […] Das “Pflege-TÜV”-Märchen […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert