Demenzdorf in Alzey wird nicht gebaut
Seit Jahren ist es in der Planung: Das erste richtige Demenzdorf für Deutschland in Alzey. Ursprünglich sollte das Demenzdorf bereits dieses Jahr eröffnet werden. Doch heimrechtliche Probleme und vor allem finanziell ungeklärte Fragen führten immer wieder zu einem Aufschub des umstrittenen Projektes. Zwischenzeitlich hatten sich die Projektleiter zwar mit der Prüfbehörde darauf geeinigt, nach dem Paragrafen 17 des Landesgesetzes über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) vorzugehen und das Dorf als „Experimentierklausel“ zu genehmigen. Zusätzlich gab es aber offene Fragen, wer bei dieser Klausel die Kosten für die Unterbringung trägt. Denn bei einer ambulanten Einrichtung müsste der finanziell ohnehin gebeutelte Kreis bei Bedürftigen alleine für die Kosten der Unterbringung aufkommen. Noch vor wenigen Monaten zeigten sich die Planer optimistisch, dass bald mit dem Bau des Demenzdorfes begonnen werden können.
Kommune stoppt das Projekt Demenzdorf
Wie nun der Branchendienst CareInvest berichtet, wurde das Projekt auf unabsehbare Zeit gestoppt. Laut Projektplaner Jan Bennewitz und Investor Rolf Schettler sind Ängste des Sozialhilfeträgers ausschlaggebend, zusätzliche Kosten übernehmen zu müssen. Kurz: Die Kommune hat’s scheitern lassen. Das im rheinland-pfälzischen Alzey geplante Stadtquartier für Menschen mit Demenz wird vorerst nicht gebaut. Der Projektplaner Jan Bennewitz teilte am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit, das Vorhaben sei wegen Bedenken des Landkreises gegen das Konzept „auf Eis gelegt“ worden. Geplant war ein Stadtviertel für bis zu 120 Bewohner mit Läden, Arztpraxen und Freizeitangeboten nach dem Vorbild des niederländischen Demenzdorfs „De Hogeweyk“. Ausschlaggebend für die Ablehnung der Pläne sei demzufolge die Angst des Landkreises Alzey-Worms gewesen, als Sozialhilfeträger für zusätzliche Kosten aufkommen zu müssen, falls demenzkranke Menschen aus anderen Kommunen nach Alzey gezogen wären. Das Demenzquartier hätte aufgrund dieser Bedenken lediglich als stationäre Einrichtung gegründet werden sollen, um finanzielle Risiken für den Landkreis zu verringern.
Politik pro Quartierlösung gegen Inselprojekte
Bei der 1. Berliner Runde im Jahr 2013, die die Länder NRW und Rheinland-Pfalz gemeinsam organisieren, um aktuelle Themen der Pflege und Betreuung zu diskutieren, wurde ein Demenz-Projekt wie in Alzey von der NRW-Pflegeministerin Barbara Steffens grundsätzlich abgelehnt, die Position des seinerzeitigen Sozialministers von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, war dem Projekt gegenüber noch zurückhaltend. „Wir standen dem Projekt ‚Stadtquartier für Menschen mit Demenz‘ in Alzey grundsätzlich offen und mit Interesse gegenüber und haben die transparente und kooperative Information durch den Projektträger geschätzt“, heißt es nun in einer Stellungnahme des Mainzer Sozialministeriums. Das Projekt hätte die Möglichkeit geboten, Vor- und Nachteile eines ganz neuen Versorgungskonzepts unter wissenschaftlicher Begleitung zu ermitteln.
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