AAL „Ambient Assisted Living“ Trend oder Nischenmarkt?

Komplizierte technische Abläufe schrecken im Allgemeinen den Verbraucher ab. So mag es einem gehen, wenn man das erste Mal mit dem technischen Themengebiet AAL „Ambient Assisted Living“ in Berührung kommt. Hierunter werden altersgerechte technische Produkte, Dienstleistungen und Konzepte verstanden, die in Verbindung mit dem sozialen Umfeld des Nutzers das Leben erleichtern, die Lebensqualität erhöhen und zur Unabhängigkeit des Anwenders beitragen. Menschen aller Altersklassen mit individuellen Hilfebedarf und verschiedenen Bedürfnissen sollen von solchen Systemen profitieren.

AAL „Ambient Assisted Living“ gewinnt an Bedeutung

Die Politik misst diesem Bereich zunehmend mehr Bedeutung bei. Warum ist ganz einfach: Zunehmende Hochaltrigkeit, Multimorbidität, die Zunahme chronischer Erkrankungen und die Singularisierung der Haushalte sind nur einige der künftigen Entwicklungen im Rahmen einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die ärztliche Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen und der Fachkräftemangel in der Pflege stellen schon heute Herausforderungen für das Sozial- und Gesundheitswesen dar. Technische Assistenzsysteme können solche Entwicklungen zwar nicht vermeiden, aber sie können deren Konsequenzen für die Versorgung des Einzelnen weniger dramatisch werden lassen. Im Alter können sie ermöglichen, dass eine durchgängige Versorgung im häuslichen Bereich aufrechterhalten werden kann.

Nutzen von AAL für bestimmte Patientengruppen:

Hier sei beispielhaft die Telemedizin anzuführen. Der Patient bekommt eine Videoeinheit, welche eine Kamera enthält zur Verfügung gestellt. Mittels Telekommunikation ist nun der Austausch zwischen Arzt und Patient möglich. Der so genannte Telearzt kann sich per Bild auf dem Monitor informieren, wie die Befindlichkeit des Patienten ist. Das Arzt-Patienten Gespräch kann auf diese Weise über größere Distanzen geführt und Diagnostik- und Therapieentscheidungen getroffen werden. Durchaus positive Erfahrungen mit der ambulanten videounterstützten Behandlung wurden in der Therapie von Parkinsonpatienten erzielt. Nach anfänglichen Hemmungen gegenüber der Kameraeinheit konnten die betroffenen Patienten ihre Scheu gegenüber der Technik im Verlauf der Studie ablegen. Die Ärzte wiederum konnten sich mit Hilfe der übermittelten Daten ein genaues Bild über den Krankheitsverlauf und den Gesundheitszustand des Patienten machen.

Für mobilitätseingeschränkte Personen, die an den Rollstuhl gebunden sind gibt es technische Lösungen und Innovationen, die ein Verbleiben und selbstständiges Leben in der Häuslichkeit ermöglichen. Diese Smart Home Systeme ermöglichen, dass beispielsweise über eine zentrale Steuereinheit (Touchpad) die gesamte Haustechnik geregelt werden kann. Durch solche automatisierten Abläufe können Fenster und Türen geöffnet und geschlossen werden, die Heizung bedient sowie das Licht reguliert werden. Darüber hinaus sind weitere technische Vernetzungen möglich, unter anderem zu Haushaltsgeräten. Verschiedene Firmen bieten solche Produkte an. Es besteht also bereits eine Nachfrage.

AAL sollte kritisch hinterfragt werden:

Bei allen technischen Innovationen muss bedacht werden, dass diese Systeme keinesfalls menschlichen Kontakt und Zuwendung vollständig ersetzen können. Ethische Aspekte bei der Nutzung solcher Assistenzsysteme müssen immer wieder aufs Neue hinterfragt werden. Gegenwärtig erfährt das Thema AAL „altersgerechte Assistenzsysteme“ zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur die Politik, große Unternehmen und die Forschung nehmen sich der Thematik an. Verschiedene Projekte werden bereits durchgeführt, um die Alltagstauglichkeit solcher Systeme zu erproben. Damit dieses Konzept erfolgreich wird benötigt es noch viel Aufklärungsarbeit und den Abbau von Hemmungen gegenüber technischen Anwendungen. Vielleicht dauert dieses noch einige Jahre, aber die Notwendigkeit und Einsicht, dass es auf lange Sicht nicht mehr ohne technische Unterstützung geht ist vorhanden. Umso dringlicher erscheint es, dass geklärt werden muss, wie solche Systeme sinnvoll finanziert werden können, damit auch jeder Nutzer die Möglichkeit besitzt von solchen Innovationen künftig zu profitieren.

Ausführliche Informationen zu AAL finden Sie auch auf den Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: www.mtidw.de

Bildquelle: Fraunhofer IMS Duisburg

Daniela Menzel

Diplom Gesundheitswirtin (FH), Pflegeberaterin n. § 7a SGBXI, examinierte Krankenschwester und geprüfte Beraterin für generationsgerechte Assistenzsysteme (AAL). Jahrelange Erfahrung in der stationären und häuslichen Krankenpflege sowie in beratender Funktion. Lebt mit Mann und Kindern in Braunschweig.

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