Neue AOK-Broschüre zum Umgang mit Pflegefehlern
Wer Fehler zugibt, zeigt Verantwortung und verdient Respekt.
Fehler können jedem passieren – auch in der Pflege. Doch gerade in der Pflege ist die wichtigste Frage: Wie geht man damit am besten um? In einer neuen Broschüre des AOK-Bundesverbands berichten Profis aus der Pflege ganz offen über ihre eigenen Erfahrungen mit Fehlern – und was sie daraus gelernt haben. „Fehler als Chance – Profis aus Pflege und Praxis berichten“ heißt die gerade erschienene Broschüre. „Es ist mutig, offen über Fehler zu reden, denn nur so kann man daraus lernen. Und es ist auch ein elementarer Beitrag zur Patientensicherheit“, sagt Jürgen Graalmann, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. „Wer Fehler zugibt, zeigt Verantwortung und verdient Respekt.“ Die Broschüre behandelt das Thema Fehler in der Pflegepraxis anhand von konkreten Beispielen, in denen Pflegekräfte von Fällen berichten, in denen Ihnen Fehler unterlaufen sind und von den Ursachen, die dazu führten. Sie erscheint in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit, dem Bundesverband Pflegemanagement, dem Verband medizinischer Fachberufe und dem Deutschen Pflegerat.
Studie zur Fehlerkultur in der Pflege
Pflegende sind unsicher mit dem Umgang mit Fehlern und melden diese bisher zu selten. Dies zeigt eine Studie des Zentrums für Pflegeforschung und Beratung der Hochschule Bremen (Zepb). Zwischen 2009 und 2010 führte das Zebp die erste repräsentative Umfrage unter deutschen Pflegekräften durch. 3.905 Teilnehmer aus 46 Pflegeheimen und 30 Krankenhäusern nahmen an der Befragung teil. Nur etwa 15.5 Prozent der Befragten gaben an, das mindestens die Hälfte aller Fehler in ihrer Einrichtung gemeldet wird. Pflegende aus Krankenhäusern gaben dabei deutlich weniger Fehlermeldungen an. Das wichtigste Hindernis Fehler zu melden, ist die Angst vor disziplinarischen Maßnahmen. Auch wurde oft eine schlechte Erfahrung nach einer Rückmeldung eines Fehlers gemacht.
Kulturwandel in Pflegeeinrichtungen
Offen mit Fehlern umzugehen, bedeutet vor allem einen kulturellen Wandel“, erläutert Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband. Die wichtigste Frage lautet nicht ‚Wer war schuld?‘, sondern ‚Was war schuld‘? Dieser Perspektivwechsel ist die eigentliche Herausforderung. Denn wie will man jemanden dazu bringen, über einen Fehler zu sprechen, wenn man ihn gleichzeitig an den Pranger stellt? Gerade für die Ausbildung von Pflegekräften, medizinischen Fachangestellten und Physiotherapeuten soll die neue Broschüre einen wichtigen Beitrag leisten. Themen wie Fehlermeldesysteme und Kommunikation bei Fehlverhalten stärken die Fehlerkultur und schaffen eine angstfreie Atmosphäre für die Auszubildenden. Werden diese Themen bereits in der Ausbildung berücksichtigt, steigen die Chancen, dass Fehler zukünftig nicht mehr tabuisiert werden. Die AOK will helfen, dass darüber gesprochen wird.
Offene Kommunikation wichtig
„Gute Kommunikation sollte vier Schritte umfassen“, rät der Würzburger Risikomanager Ralf Erdmann. Dazu gehört: Sagen, was geschehen ist, Verantwortung übernehmen, entschuldigen und erklären, was getan wird, um den Zwischenfall künftig zu vermeiden. Den Geschädigten ist es wichtig, dass das, was ihnen geschehen ist, nicht auch anderen Patienten passiert, erklärt Erdmann. Es hilft Betroffenen, ihre Schmerzen zu bewältigen, wenn sie wissen, dass aus dem Schaden etwas Gutes resultiert.
Bildquelle: www.aok-bv.de/
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