Pflegekarriere: Arbeitgeberwechsel nach Ausbildung
Wünsche und Ziele neu definieren
Drei Jahre lang hat Annika sich angestrengt, gebüffelt und gepflegt. Trotzdem wird die 21-Jährige nach ihrer Altenpflege-Ausbildung nicht übernommen. Vielen Azubis geht es wie der Düsseldorferin. Zum Examensstress kommt die Unsicherheit darüber, wie es weitergehen soll.
Nicht-Übernahme als Chance
„Eine Nicht-Übernahme ist keine Abwertung Ihres Pflegekönnens“, stellt Personalberater Alexander Bier klar. Mit seinem sechsköpfigen Team bei Score Personal betreut er über 200 Pflegeeinrichtungen. Er weiß, viele Träger bilden mehr Personal aus, als sie langfristig finanzieren können. So bleiben nur 40 Prozent der deutschen Berufsstarter im Lehrunternehmen. „Sehen Sie den Schnitt als Chance, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, rät der Experte.
Ziele festlegen
Das Ende der Ausbildung ist der perfekte Moment, um Wünsche und Ziele nochmals zu überdenken. Hat der Gesundheits- und Krankenpfleger beim Praktikum im Seniorenheim bemerkt, dass er Menschen lieber dauerhaft begleitet, ist jetzt die Gelegenheit zu wechseln. „Auch wer eine Führungsposition anstrebt, kann nun die Weichen stellen“, so Bier. Etwa durch ein angeschlossenes Studium oder gezielte Bewerbungen bei Unternehmen, die Weiterbildungen finanzieren.
Rechtzeitig auf’s Amt
Zunächst aber sollten sich Abgänger rechtzeitig bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend melden. „Bestenfalls drei Monate vorm letzten Ausbildungstag“, empfiehlt Bier. So vermeiden Examinierte Sanktionen seitens des Amts.
Alle Möglichkeiten in Betracht ziehen
Der nächste Schritt: Bewerben. „Reagieren Sie nur auf Anzeigen, die Sie zu 100 Prozent ansprechen“, rät der Personal-Guru. Die Stellenbeschreibung sollte einen Eindruck über den „Ton im Haus“ vermitteln. Biers Faustregel: „Trauen Sie sich ruhig an Unbekanntes.“ Pflegekräfte, die bisher nur kirchliche Strukturen kennen, sammeln bei privaten Trägern neue Erfahrungen. Während Klinikgeplagte vielleicht in der ambulanten Betreuung ihren Traumjob finden. „Starre Denkmuster sind für Ihren Neustart tabu“, so Bier.
Hilfe für Bewerbungsmuffel
Für Pflegekräfte, die wenig Zeit oder Lust haben, das Internet nach Jobs zu durchforsten, bieten Vermittlungsagenturen eine Alternative. „Meist reicht der Lebenslauf und ein kurzes Telefonat“, erklärt Bier den Ablauf. Berater suchen passende Stellen, stimmen sich mit Bewerbern und Personalern ab und begleiten den Prozess bis zum Vorstellungsgespräch. Die Kosten trägt das suchende Unternehmen. Für Pflegende ist der Service umsonst.
Die neue Position nutzen
Im Lehrunternehmen besteht die Gefahr als „ewiger Azubi“ abgestempelt zu werden. Ein Arbeitgeberwechsel nach der Ausbildung ist deshalb besonders für Führungswillige von Vorteil. „Das höhere Einstandslevel ebnet den Weg in die oberen Etagen“, sagt der Personalvermittler. Examinierte Pflegekräfte seien ein knappes, stark nachgefragtes Gut. „Sie profitieren von diesem Status“, verrät der Bewerbungscoach. Sein Tipp: Entwicklungspläne bereits im Vorstellungsgespräch ansprechen und vertraglich festschreiben.
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