Pflegenoten-Kritik: Braucht es ein Moratorium?
Die Pflegeeinrichtungen werden im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen vom MDK (medizinischer Dienst der Krankenkassen) überprüft und mit Pflegenoten bewertet. Die Prüfung und Bewertung erfolgt über ein standardisiertes Verfahren, auch um die Ergebnisse messbar und Bewertungen vergleichbar zu machen. Geprüft wird jede Einrichtung unangemeldet in regelmäßigen Abständen, weitere Prüfungen erfolgen, wenn ein bestimmter Anlass wie beispielsweise Beschwerden der Angehörigen vorliegt und es wird geprüft, ob zuvor festgestellte Mängel behoben wurden.
Sicherlich sind diese Noten für Angehörige einer zu pflegenden Person eine erste Orientierung bei der richtigen Wahl der Pflegeeinrichtung. Aber was sagen die Noten wirklich aus?
Kritiker des Bewertungssystems merken an, dass alle Kriterien der Pflegenoten die gleiche Gewichtung bekommen. Von den 82 Einzelkriterien beziehen sich zum Beispiel 35 auf die Pflege, darunter Kriterien wie Speisenplan oder Wundversorgung. Aus allen Kriterien wird ein Mittelwert errechnet, der die Note ergibt. Alle Kriterien sind gleich gewichtet. Zudem, so die Kritiker, würde eher die Patientendokumentation in ihrer Qualität bewertet als die tatsächliche Arbeit am und mit dem zu Pflegenden. In der Schlussfolgerung, so die Kritik, gibt die Pflegenote keinen Aufschluss über die Qualität einer Pflegeeinrichtung. So könne der Zustand der Pflegesituation in Deutschland nicht verbessert werden.
Namhafte Wissenschaftler haben daher ein Moratorium zur Aussetzung der Pflegenoten gefordert. Statt der Pflegenoten fordern sie die Entwicklung von risikosensiblen und teilhabeorientierten Indikatoren, damit sich die Betroffenen und deren Angehörigen selbst mit den für sie relevanten Fragen auseinandersetzen und sich ein eigenes Bild machen können.
Es ist immer schwierig mit Noten das gewünschte Ziel zu erreichen. Das zwischenmenschliche ist und bleibt ein sehr wichtiger Indikator, der bei der Notenvergabe wohl eher in den Hintergrund gedrängt wird.
Man sollte sich vorher immer gut erkundigen und eine objektive und unabhängige Beratung holen, bevor man für ein Elternteil oder ein Familienmitglied eine Entscheidung trifft.