Die neue Gesundheitskarte: innovativ oder skandalös?

Schon lange fordert die Gesundheitsindustrie eine neue Gesundheitskarte, die modernen Versorgungsbedürfnissen angepasst ist. Bereits im Jahr 2006 wurden dafür immense Summen investiert. Doch auch die Inanspruchnahme von zahlreichen Fachleuten nützte nichts. Technische Pannen und massive Proteste durch Datenschützer verhinderten die Einführung. Erste gegen Ende des Jahres 2011 wagte man einen neuen Versuch. 10 Prozent der gesetzlich Versicherten sollten mit der neuen Gesundheitskarte ausgestattet werden- entgegen dem Einspruch von Ärzten, Datenschützern und zahlreichen Bürgern.
Die neue Karte dient ebenso wie die alte dazu, sich beim Arzt auszuweisen, besitzt aber einige Neuerungen. So zum Beispiel ein biometrisches Lichtbild und einen eingebauten Mikroprozessorchip. Durch den Chip lassen sich deutlich größere Datenmengen speichern. Die Kassen argumentieren damit, so Notfalldaten schneller abrufen und Kosten sparen zu können. Datenschützer fürchten sich dagegen vor einem weiteren Schritt in Richtung des gläsernen Patienten.
Die alte Gesundheitskarte enthält Grunddaten, zu denen beispielsweise Name, Geschlecht, Geburtsdatum und Anschrift gehören. Bei der neuen Gesundheitskarte werden diese ergänzt durch die bereits genannten Notfalldaten, Organspende-Erklärungen, Patientenverfügungen, Rezepte und weitere Informationen. Abgesehen von den Notfalldaten sollen diese durch eine PIN geschützt werden. Angeblich kann jeder Patient dabei selbst entscheiden wie viele der Daten sich letztendlich auf seiner Karte befinden.
Doch bisher gibt es gerade beim Datenschutz massive Kritik. Wenn die Computer amerikanischer Ministerien von Wikileaks und Co. spielend geknackt werden und Daten ins Internet gelangen, fragen sich viele wie sicher die Krankenkassendatenbanken sind. Vor allem die Kartenlesegeräte in Arztpraxen gelten dabei als Schwachstellen. Zudem könnten die Krankenkassen durch die neue Gesundheitskarte detaillierte Kundenprofile anlegen. Aufgrund ihrer Fotos wären diese auch für die Polizei interessant.
Nicht zuletzt fürchten viele Bürger, dass ihnen eine Selbstbestimmung versprochen wird, die sich nur zu leicht durch entsprechende Gesetzesänderungen untergraben lässt. Um das Vertrauen der Patienten nicht zu verlieren, forderte dementsprechend der 113. Ärztetag bereits vor einem Jahr die Abschaffung der Karte.

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