BAGSO fordert Pflegezeit nach dem Modell der Elternzeit

Ein Großteil der Pflegebedürftigen in Deutschland wird zuhause von Angehörigen gepflegt. Das ist nicht nur emotional und körperlich eine Herausforderung, sondern auch aus finanzieller Sicht. Aus diesem Grund fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) jetzt eine grundlegende Reform des Pflegezeitgesetztes – nach dem Vorbild der Elternzeit.

Finanzielle Unterstützung vom Staat benötigt

Angehörige zu pflegen ist oftmals ein Vollzeitjob. Trotzdem sind viele der pflegenden Angehörigen selbst berufstätig, erhalten nach Ansicht des BAGSO aber keine ausreichende finanzielle Unterstützung vom Staat. Hierzu der Vorsitzende Franz Müntefering: „Viele der pflegenden Angehörigen sind berufstätig. Sie brauchen Unterstützung, um diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe leisten zu können. Was uns für Eltern heute als selbstverständlich erscheint, muss auch für pflegende Angehörige gelten. Sie brauchen eine staatlich finanzierte Lohnersatzleistung – mindestens für einige Monate.“

Konkret fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft, dass mehrmonatige Freistellungen der pflegenden Angehörigen künftig aus Steuergeldern finanziert werden. Noch viel wichtiger sei es, dass die Pflegenden eine uneingeschränkte Rückkehrgarantie in ihren Job haben. Zudem seien weitere Änderungen beim Anspruch auf die arbeitsfreien Tage notwendig. Bisher stehen den Pflegenden insgesamt zehn Tage zu, wenn dringende Pflegeaufgaben dies erfordern. Künftig sollen diese arbeitsfreien Tage pro Jahr gewährt werden, wie es bei Eltern bereits der Fall ist, deren Kinder erkranken.

Bisherige Regelungen nicht ausreichend

Tatsächlich gibt es derzeit bereits Regelungen im Pflegezeitgesetz, die berufliche und pflegerische Aufgaben miteinander vereinbar machen sollen. So können Angehörige seit 2015 ein zinsloses Darlehen aufnehmen, um Verdienstausfälle zu kompensieren. Allerdings muss das Geld zurückbezahlt werden – verlieren die Angehörigen aufgrund ihrer Pflegetätigkeit aber ihren bisherigen Job, ist das nur schwer möglich. Auch deshalb sind die Kredite bisher erst 181 Mal bewilligt worden, so eine Auskunft des Bundesfamilienministeriums im Jahr 2017.

Durch die neuen Vorschläge des BAGSO könnten die aktuellen Missstände zumindest im Bezug auf die finanziellen Belastungen von Pflegenden drastisch gesenkt werden.

Isabel Aigner

Leitung Online Marketing und Pressearbeit

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