Stiftung Warentest: Schlechte Noten für den Pflege-Bahr

Pflege-Bahr lohnt sich nicht

Die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung – der sogenannte Pflege-Bahr – sollte eigentlich zu Pflegevorsorge dienen und auch Geringverdienern gegen hohe Pflegekosten absichern. Ein aktueller Bericht der Stiftung Warentest zeigt aber, dass die aktuellen Pflege-Bahr-Angebote bei weitem nicht ausreichen, die Finanzierungslücke im Pflegefall zu schließen. Mit dem Pflegeneuausrichtungsgesetz wurde letztes Jahr auch das Gesetz zur Förderung der privaten Pflegevorsorge beschlossen. Seit Anfang 2013 werden Versicherungen, die diesem Gesetz entsprechen, mit 60 Euro im Jahr vom Staat unterstützt. Die Versicherungsunternehmen dürfen keinen Antragsteller aufgrund möglicher gesundheitlicher Risiken ablehnen. Gesundheitsprüfung, Risikozuschläge und Leistungsausschlüsse sind nicht erlaubt. So sollen möglichst viele Menschen die staatliche Förderung in Anspruch nehmen können. 

Nicht geförderte Pflegevorsorge besser

Durch die fehlenden Gesundheitsprüfung ist der Pflege-Bahr deutlich unattraktive für Versicherungen. Bei aktuellen Pflege-Bahr-Tarifen erhalten Pflegebedürftige nur unzureichend Leistungen. Je nach Tarif erhalten Versicherte im Pflegefall maximal 600 bis 700 Euro. Dieser Betrag reicht bei weitem nicht zum Schließen der Kostenlücke im Pflegefall, welche je nach Pflegestufe bis zu 1.700 Euro betragen kann. Durch die nicht geförderte Pflegezusatzversicherungen kann ein deutlich größerer Teil des Kostenrisikos abgesichert werden. Viele nicht geförderte Versicherungen bieten auch eine Zusatzabsicherung im Demenzfall. Bei Pflege-Bahr-Tarifen gibt es keine Absicherung bei Demenzerkrankung, obwohl gerade dann hohe  Pflege- und Betreuungskosten anfallen. Ein weiterer Nachteil des Pflege-Bahrs ist laut Finanztest, dass die Beiträge in Zukunft stark steigen könnten, wenn diese Versicherung nur vorerkrankte Menschen abschließen. Zusätzlich müssen die Beiträge im Pflegefall bei den geförderten Modellen weiterbezahlt werden. Dies könne dazu führen, dass im Demenzfall (Pflegestufe 0) der Beitrag genauso hoch ist wie die erhaltene Leistung.

Reaktion von Gesundheitsminister Bahr

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat die Stiftung Warentest wegen ihres Vergleichs von Pflegetarifen kritisiert in der Welt-Ausgabe vom 20 April. Der Test sei „unseriös und unsachlich“, sagte Bahr. Bahr verwies darauf, dass die gesetzliche Pflegeversicherung eine Teilkostenabsicherung bleibe. Ein Eigenanteil müsse „aus Rente, Ersparnissen und der Pflegevorsorge getragen werden“. Bahr betonte, dass die geförderten Pflege-Tarife ein Einstieg in die private Vorsorge sein sollen. Es sei nicht sinnvoll, den kompletten Eigenanteil zu versichern. Dies würde „viel zu teuer, selbst in einer nicht geförderten Pflegezusatzversicherung“.

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Alexander Keller

Ehemaliger Chefredakteur vom Wohnen im Alter Magazin.

Eine Antwort

  1. 19. Dezember 2013

    […] April verteilte die Stiftung Warentest schlechte Noten für den Pflege-Bahr. Die geförderte Pflegezusatzversicherung würden im Pflegefall nicht die Finanzierungslücke […]

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