Virtual Reality: Vom Bett direkt über den Times Square

Mit Virtual Reality reisen auch Bettlägrige durch die Welt (Foto: Bradley Hook)

Mit VR-Brillen reisen Senioren an unbekannte Orte

Das könnte für viele Senioren bald wahr werden: Virtual Reality (VR) ist auf dem Vormarsch und macht auch bei den Älteren nicht halt. Mit Hilfe von VR-Brillen können Reisen mit Rundumblick unternommen werden ohne das Bett dabei zu verlassen.

Die beiden Studenten Reed Hayes und Dennis Lally haben virtuelle Technologien in einem Pflegeheim in den USA getestet. Sie sind davon überzeugt, dass virtuelle Realität bei den Senioren ein ideales Tool ist, um ihre Neugierde und Entdeckerlust zu stillen. Wer selbst schon einmal durch eine solche Brille in die virtuelle Realität abgetaucht ist, wird den Studenten zustimmen. Für das Duo Grund genug das Startup „Rendever“ zu gründen.

Bekannte Orte wiederentdecken

Die Senioren begaben sich auf virtuelle Reisen in Städte, die sie noch nie besucht hatten und waren fasziniert von der neuen Technologie. Das Abtauchen in die virtuelle Realität war vor allem an Orte, die ihnen bekannt waren, ein sehr emotionales Unterfangen. So durfte eine Bewohnerin das Heim wiederentdecken, in dem sie ihre Kindheit erlebt hatte. Völlig überraschend konnte sie sich an die verschiedensten Ecken des Ortes erinnern und Erinnerungen an ihre Großmutter oder die Nachbarn wurden wach. Um das virtuelle Erlebnis zu verstärken, sind die passenden Geräusche zu hören und Handschuhe mit Sensoren lassen einen die Strukturen des jeweiligen Ortes spüren.

Als nächsten Schritt plant das Duo 360-Grad-Videokameras für weit entfernte Familienmitglieder. So wird Oma die Hochzeit des Enkels zumindest durch die Brille miterleben können, wenn das Reisen nicht mehr möglich ist.

Weiterbilden bequem vom Sofa aus

Im Bereich der Weiterbildung sind die neuen Technologien ebenfalls von Vorteil. Der Vorstand der IMC AG, ein führender Anbieter für E-Learning, setzt VR-Brillen ein, um seinen Mitarbeitern neue Seiten des Lernens zu ermöglichen. „Es ist unglaublich, wie man in virtuelle Welten geradezu hineingezogen wird“, sagt Christian Wachter. Virtual und Augmented Reality bringt den Lernenden direkt in die gewünschte Lernumgebung. Wachter ist fasziniert: „Der Lernende kann direkt an seinem Arbeitsplatz, beispielsweise einer Logistikhalle, lernen, wie bestimmte Handgriffe funktionieren“. Das gilt auch für andere Branchen, so kann medizinisches Personal sich in ein Patientenzimmer begeben und üben wie man umbettet oder einen Katheter legt.

Für Lernende ist die VR-Brille eine Hilfestellung, um Fakten besser im Gehirn zu speichern, da sie Erlebnisse damit verbinden können. Bewohner von Pflegeheimen oder Bewegungseingeschränkten gibt die Brille die Chance, unbekannte Orte zu erkunden und ihre Abenteuerlust nochmals auszuleben. Virtuelle Urlaubstouren von Thomas Cook, die zwischen zweieinhalb und vier Minuten dauern, ermöglichen das bereits. 360-Grad-Rundgänge bringen den Betrachter zum Schwimmen auf Zypern, an den Pool mit Meeresblick nach Rhodos oder zu einer Cabrio-Fahrt  über den Times Square.

Michael Sudahl

Michael Sudahl ist freier Journalist in Schorndorf

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