Work-Life-Balance in der Altenpflege: Das „7/7 – Arbeitszeitmodell“

Fachkräftemangel in der Pflege:

In kaum einen Bereich ist der Fachkräftemangel so brisant wie in der Pflege. Laut aktuellen Schätzungen fehlen in Zukunft bis zu 150.000 Altenpfleger. Für eine nachhaltige Beschäftigung in der Pflege, bedarf es vor allem bessere Arbeitsbedingungen, damit der Beruf attraktiver wird und Pfleger länger in ihrem Beruf bleiben. Verschiedene Pflege-Unternehmen versuchen mit neuen Modellen und Anreizen, dies zu erreichen, wie die Deutsche Seniorenstift Gesellschaft (DSG). Die DSG, eine der größten Pflegeheimbetreiber Deutschlands, hat 2010 ein Arbeitszeitmodell auf den Weg gebracht, welches entscheidende Verbesserungen im Bereich der stationären Altenpflege bewirken kann.

7 Tage arbeiten – 7 Tage frei

Das Konzept des „7/7-Arbeitszeitmodell“ hat zum Inhalt, dass die Pflegekräfte einer stationären Einrichtung fortlaufend an sieben Tagen jeweils zehn Stunden zuzüglich zwei Stunden Pausenzeit im Einsatz sind. Im unmittelbaren Anschluss folgen sieben freie Tage, von denen ein Tag für administrative Angelegenheiten in Anspruch genommen wird. Mit zwölf Stunden täglich gestalten sich die Dienstzeiten zwar länger als gewöhnlich, sie werden jedoch durch die lange Erholungsphase in der Folgewoche ausgeglichen. Auf diese Weise soll die sogenannte work-life-balance sprich die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem verbessert werden. Im Kern wird außerdem der „Kreislauf von Überlastung und krankheitsbedingtem Ausfall sowie Überforderung ersatzweise einspringender Mitarbeiter“ unterbrochen.

Das „7/7-Arbeitszeitmodell“ in der Praxis

Die Praxis einer ausgiebigen Testphase notierte die positiven Auswirkungen des Modells und bestätigte dessen theoretische Vorteile. Die Pflegekräfte profitieren entscheidend von der Planbarkeit ihrer Dienstphasen und der Verfügbarkeit ihrer Freizeit. Im Verlauf der sieben freien Tage können sich die Mitarbeiter uneingeschränkt ihrer Familie und ihren Interessen widmen.
Zudem vereinfacht sich die Planung von Kurzreisen für die keine zusätzlichen Urlaubstage erforderlich sind. Dementsprechend investiert das „7/7-Arbeitszeitmodell“ in die Motivation der Pflegekräfte, durch deren Steigerung erhebliche Verbesserung in der Zufriedenheit der Bewohner festgestellt wurden. Aufgrund der reduzierten Mitarbeiterwechsel während einer Dienstwoche entsteht die nötige Kontinuität, die es ihnen leichter macht, sich an das Pflegepersonal zu gewöhnen. Dank der längeren Anwesenheit konnte zudem ein ganz neues Verantwortungsgefühl der Pflegemitarbeiter zu den Bewohnern registriert werden, in dessen Folge sich die gegenseitigen persönlichen Beziehungen intensivierten. Für den Arbeitgeber liegt der spezifische Nutzen in der vereinfachten Dienstplanungsgestaltung sowie der Reduktion krankheitsbedingter Ausfälle.
Mögliche Nachteile beziehungsweise Schwachstellen des „7/7-Arbeitszeitmodell“ können in der Schwierigkeit der Umstellung sowie in der hohen Belastung der Mitarbeiter am Ende einer Dienstwoche ausgemacht werden. Außerdem können die persönlichen Lebenssituationen der Pflegekräfte, lange Anfahrtswege, Fragen der Kinderbetreuung, die Umsetzung des Modells erschweren.

Bildquelle: www.aok-bv.de

Gastautor

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5 Antworten

  1. Ralph sagt:

    Wo kann man mehr Informationen downloaden?

  2. Ralph sagt:

    Ja das hat doch was, ich wollte schon immer 7 Tage am Stück arbeiten und 7 Tage frei haben, wenn ich nicht einspringen muss und keine Urlaubsvertretung machen muss und wenn das Gehalt etwas höher geschraubt wird, sollte schon drin sein bei 84 Stunden in der Woche, denke ist auch mit dem Arbeitszeitgesetz konform 🙂

  3. Ralph sagt:

    Man kann alles in eine schöne Verpackung packen, doch wie Realitätsfremd ist das denn??
    7 Tage mal 10 Stunden Arbeit.
    also 70 Stunden in der Woche + 2 Stunden Pause wenn sie gemacht werden kann + Fahrzeit zur Arbeit, da komme ich auf ca. fast auf 90 Stunden in der Woche.
    Also wirklich, das die Pflegekräfte da erst mal fertig sind ist doch wohl klar und meiner Meinung nach steigt der Krankenstand, da eine Pflegekraft schon jetzt im Durschnitt 5 – 15 Tage im Jahr krank wird. Wer soll denn dann noch einspringen?? Anders ausgedrückt, wer kann da noch einspringen? Was ist mit dem Urlaub, wer vertritt den Urlauber? Also sollte man sich da nichts vormachen, Überstunden um die 50 – 150 Stunden im Jahr sind ja jetzt schon.Bezahlung soll besser werden? Ich verdiene um die 1600,00 € Bezahlung so beibehalten und für das Geld was mehr gezahlt werden sollte lieber Pflegekräfte einstellen, damit in der Schicht weniger Bewohner versorgen kann und mehr auf die eigentlichen Bedürfnisse eingehen kann. Personalschlüssel heißt das Zauberwort, Höhere Tagessätze sind angesagt. Wenn ein Bewohner sagen wir mal 3200,00 € bezahlt, wird für die Pflegebedingten Aufwendungen um die 42 -43 % angesetzt. Das heißt also 3200 bei Pflst.2 davon 42% sind 1344,00€ / durch 30,42 Tage sind ein Pflegebedingter Tagessatz 44,18 € für eine 24 Stunden Betreuung. Das wird zugrunde gelegt um das benötigte Personal im Früh, Spät und Nachtdienst zu berechnen. Wenn also es 30 Bewohner wären der Pflst. 2 und keine weiteren, wäre es eine Pflegebedingte Tageseinahme von 1325,40 pro Tag. Dem stehen Personalkosten entgegen von sagen wir mal eine Pflegefachkraft Brutto+ AG Anteil von ca. 3000,00 € also eine Tagesausgabe für Lohn von 98,62€.
    Trotzdem sind in den Schichten meistens nur FD: 4 , SD 3, ND 2. Das soll man erst mal klären und die Tagessätze anheben, dann ist mehr Personal da denn wir brauchen Personal und nicht Ideen, die uns Pflegekräfte noch mehr fertig rühren.
    Seid nicht böse liebe Experten, doch so sieht es in der Realität aus.
    Auch wenn sich das Pflegeweiterentwicklungsgesetz ändert und Verbesserungen einbringen will.
    was soll das alles? Weniger Bürokratie?? Ja SIS ist schick, ja Equisa Pflege ist gut, Wir sollen auf die eigentlichen Schwerpunkte individueller achten, fördern weg von den Minuten, prima Sachen. Doch die Zeit ändert sich nicht wie lange ich für jemanden brauch um ihn real zu versorgen wir gehen schon so gut wie möglich auf die Bedürfnisse ein, da wollt ihr die Bürokratie einsparen und hinten wird Bürokratie aufgebaut um die Intsrumente zu implementieren.
    Wie lange dauert eine Pflegevisite pro Bew. die Expertenstandards bleiben, Dekubitus prophylaxen etc. brauchten Zeit und die Dokumentation dazu auch. In den Heimen wird die Behandlungspflege zum Nulltarif angeboten sie wurde irgendwie als pauschale in der Pflegeversicherung verankert also SGB XI und nicht wie außerhalb ins SGB V als unabhängige Bezahlung. Die Begutachtungen berechnen/ berücksichtigen nicht den Zeitaufwand für Behandlungspflege. Damit behandelt die Pflege welches aber sich auch nicht im Personalschlüssel spiegelt, der geht ja nur nach den bewilligten Pflegestufen/Tagessätzen. Das ganze System ist nicht an den einzelnen Menschen ( Bewohner ) angepasst sondern der Bewohner ist dem System angepasst.
    also wie war nochmal Eure Lösung?
    Stellt mehr Personal ein, setzt durch das Behandlungspflege seperat über das SGB V wie im ambulanten Bereich auch abgerechnet werden kann, so sind einige Personalkosten wieder drin und dann fangt an das Pflegeweiterentwicklungsgesetz umzusetzten.
    Ja mit den Pflegegraden werden z.B eine jetztige Pflegstufe 2 mit eingeschränkter Alltagskompetenz statt 1330,00 € etwa 1700,00€ erhalten der Bewohner muss weniger zuzahlen das ist gut, doch was ist mit den Tagessätzen?? So schafft man nicht mehr Personal um die Bedürfnissorientierte Pflege umzusetzten. Geht von der all incluses Pflege weg und schafft da ein neues Fundament in den Rahmenvereinbarungen mit den KK und Soz.
    Sorry ist nur meine Meinung, ich habe da nicht so viel Ahnung von, bin halt auch nur eine Pflegekraft.

  4. Tina Müller sagt:

    Spannend! Gibt es den Leitfaden irgendwo zum Download?

  5. Ursula Kaiser sagt:

    Das ist ein interessanter Ansatz. Wurde das Modell irgendwo festgehalten?

    PS: Der Link zur Deutschen Seniorenstift Gesellschaft führt auf eine leere Seite.

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