Pflege Jahresüberblick 2014: Die Pflegereform kommt!

Das Jahr 2014 brachte viele Neuigkeiten aus der Pflegebranche und hatte mehrmals für Schlagzeilen und jede Menge Gesprächsstoff gesorgt. Das Thema Nummer Eins war ohne Zweifel die Pflegereform, die das Jahr 2014 in der Pflegebranche besonders geprägt hat. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns zusammen noch mal an die spannendste Momente des Jahres zu erinnern!

Januar: Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) tritt in Kraft

Das von CDU/CSU und FDP 2012 verabschiedete Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) zeigte zum 01. Januar 2014 Wirkung. Sein Ziel ist es, die Pflege-Leistungen für Demenzkranke zu verbessern. Auch die private Pflege-Vorsorge soll gefördert werden. Außerdem müssen ab sofort die vollstationären Pflegeeinrichtungen den Landesverbänden der Pflegekassen mitteilen, wie die ärztliche, fach- und zahnärztliche Versorgung sowie die Arzneimittelversorgung in den Heimen gewährleistet wird.

Im Curanum Seniorenpflegezentrum “Am Wasserpark” in Frankfurt am Main begannen die ersten fünf chinesischen Pflegekräfte ihre Arbeit.

In Berlin fand der erste „Deutsche Pflegetag“ vom 23. bis 25. Januar statt. Die Pflegeminister aller Bundesländer setzten sich dabei für eine generalisierte Pflegeausbildung ein.

Februar: Pflegenotstand und Gerichtsurteil des BGH

Fast die Hälfte der Heimbewohner ist auf Sozialhilfe angewiesen, so die Zahlen des Statistischen Bundesamts. Der Paritätische Wohlfahrtsverband bewertet die vorgelegten Daten und weist auf eigene Berechnungen hin. Laut denen sind das ebenso über 40 Prozent. Ein Runder Tisch und eine Revision der Pflegeleistungen sind laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband notwendig.

Der Bundesgerichtshof entschied, dass Kinder gesetzlich verpflichtet sind, für den Unterhalt ihrer Eltern zu zahlen, auch wenn der Kontakt abgebrochen wurde. Kinder müssen also sowohl bei der Enterbung als auch bei der Entfremdung von ihren Eltern aufkommen. Als Paradebeispiel gilt der Fall eines Beamten aus Bremen, der von seinem Vater völlig enterbt wurde.

Der neue Pflege- und Patientenbeauftragte Karl-Josef Laumann wurde im Februar eingearbeitet.

März: Boombranche Gesundheit

Das Statistische Bundesamt legte im März neue Zahlen vor: Die Beschäftigtenzahl im Gesundheitswesen ist seit dem Jahr 2000 um 950.000 Beschäftigte, d.h. um 22,6% gestiegen. Laut diesen Berechnungen arbeitet jetzt jeder achte Angestellte in Deutschland im Gesundheitswesen. Die Branche Gesundheit erfreut sich vor allem bei Frauen einer großen Beliebtheit. Drei Viertel der Angestellten (75,8%) waren im Jahr 2012 weiblich.

Auch die geplante Pflegereform sorgte für Schlagzeilen. “Pflege kann nicht länger warten – eine große Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung ist längst überfällig.”, so die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher in Berlin. Der Auslöser ist die bundesweite Kampagne “Große Pflegereform – jetzt!”. Diese wird vom VdK zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft durchgeführt.

Das erste Demenzdorf Deutschlands “Tönebön am See“ wurde am 18. März in Hammeln eröffnet. Das Wohnkonzept besteht aus vier Häusern. Alle Häuser sind in unterschiedlichen Farben bemalt. Das moderne Demenzdorf bietet 52 Bewohnern Platz.

April: Grünes Licht für die Pflegereform

Am 8. April gab der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe das grüne Licht für den Start einer Erprobungsphase des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Der minütliche Pflegeaufwand wird kein Maßstab mehr sein. Ab 2015 ist der Grad der Selbständigkeit entscheidend. Die große Pflegereform ist für 2015 geplant und in 2 Stufen geteilt. Ab 2017 sollen fünf neue Pflegegrade gelten. Vor allem Demenzkranke, die oft keine Pflegestufe bekommen, profitieren von der neuen Pflegereform.

Die Sozialverband VdK reichte eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gegen Missstände in der Pflege ein. „Ziel der Klage ist es, Menschen in Deutschland zukünftig “in Würde altern” zu lassen“, so die VdK-Präsidentin Ulrike Mascher für die “Süddeutschen Zeitung”.

Mai: „Mafiaähnliche Organisationen“ in der Pflege

Die RTL-Undercover-Reporter Pia Osterhaus und Günter Wallraff sorgten im Mai mit der „Team Wallraff“-Reportage für großes Aufsehen. Günter Wallraff stellte sich als Rentner russischer Herkunft und wurde vom Pflegedienst zu einem echten Pflegefall trainiert. Mit Erfolg. Wallraff verglich das Ganze mit mafiaähnlichen Organisationen. Die Zustände in deutschen Pflegeheimen seien laut dem Bericht unhaltbar. Millionen Euro statt für ambulante Pflege verschwanden bei betrügerischen Pflegediensten.

Am 12. Mai fand der internationale Tag der Pflege statt. Dieser wurde zu einem bundesweiten „Aktionstag Altenpflege 2014“ ausgeweitet. Der evangelische Bundesverband forderte aus diesem Anlass vor allem die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs und eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.

Juni: Umstrittene Pflegenoten

Im Juni löste „Die Zeit” eine große Diskussion wegen den umstrittenen Pflegenoten für Alten- und Pflegeheime in Deutschland aus. Damals verlieh der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) jeder dritten stationären Pflegeeinrichtung die beste Note 1,0. Der nationale Notendurchschnitt liegt bei 1,2. Die Kritik scheint berechtigt zu sein, insofern trotz bekannter Missstände in einigen Heimen keines die Note mangelhaft bekam.

Ein bundesweiter Ausbildungsfonds, mit dessen Hilfe die Ausbildung der angehenden Pflegefachkräfte finanziert wird, schlug Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml vor. So soll der Fachkräftemangel in der Pflegebranche behoben werden. Laut der Ministerin schaffen die Heime im Endeffekt mehr Ausbildungsplätze.

Laut neuesten Studien sind mehr als 829.000 Rentner und Pensionäre in Deutschland weiter tätig. Der Grund dafür sind die steigende Altersarmut und Langeweile im Ruhestand.

Juli: Neuer Pflegevorsorgefonds reicht nicht

Auch dieses Jahr konnte von einem Sommerloch in der Pflege keine Rede sein.

Laut Plänen der Regierung sollen die Beiträge zur Sozialen Pflegepflichtversicherung erhöht werden. Ihre Leistungen werden ausgeweitet und ein kapitalgedeckter Pflegevorsorgefonds wird eingerichtet. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) legte die Ergebnisse einer Studie vor, aus denen hervorgeht, dass die Regierungspläne nicht entsprechend sind, die Pflegeversicherung zukunftsfähig zu gestalten. Ratsam wäre es, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), den Beitragssatz zur Pflegeversicherung zu erhöhen und das Pflegerisiko über private Vorsorge abzusichern.

Laut dem europäischen Forschungsprojekt RightTimePlaceCare der Universität Witten/Herdecke ist die Pflege von Demenzpatienten ungefähr doppelt so teuer wie die Betreuung durch ihre Angehörigen.

Die Grünen überraschten Senioren mit einem besonderen Angebot: Wenn sie freiwillig ihren Führerschein abgeben, bekommen sie kostenlos eine Jahresfahrkarte für den öffentlichen Verkehr.

August: Ausweitung der Pflegezeit und „Kampf um die Pflegestufe“

Die SPD machte Schlagzeilen mit ihrem Vorschlag bezüglich der Ausweitung des Anspruches auf die Pflegezeit. Seit 2008 besteht die Möglichkeit, 10 Tage Auszeit vom Beruf zu nehmen, wenn ein akuter Pflegefall in der Familie besteht. Da aber immer mehr Kinder oder Verwandte weit entfernt von ihren Angehörigen wohnen, sollen auch nahe Freunde oder Nachbarn die Anspruchsberechtigung bekommen.

Das Oberlandesgericht Zweibrücken in Rheinland-Pfalz entschied, dass Heime die Pflegekosten nicht unbegrenzt auf Angehörige abwälzen dürfen.

Das Journallistenteam von „Report Mainz“ berichtete im August in der ARD-Sendung „Exclusiv im Ersten: Im Zweifel gegen den Patienten? Der Kampf um die Pflegestufe“ über die falsche Einstufung von Pflegebedürftigen.

In Borken wurde der erste Freizeitpark für Senioren eröffnet. Im 30 Kilometer südlich von Kassel gelegen Industriedenkmal werden auf 10.100 Quadratmetern rund 20.000 Exponaten gezeigt.

September: Unter dem Motto: „Demenz“

Der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig unterzeichneten am 15. September die „Allianz für Menschen mit Demenz“. Die Verbesserung der Lebensqualität steht im Mittelpunkt der Initiative, die das Ziel eines selbstständigen und selbstbestimmten Lebens verfolgt.

Am 21. September fand der Welt-Alzheimertag unter dem Motto „Demenz – Jede/r kann etwas tun“ statt. Wenn keine bessere Therapiemöglichkeit erfunden wird, steigt die Zahl der Demenzkranken nach aktuellen Hochrechnungen auf 115 Millionen Menschen weltweit.

Oktober: Pflegereform beschlossen

Am 17. Oktober beschloss der Bundestag die Pflegereform 2015. Zum 1. Januar 2015 steigt der Pflegeversicherungsbeitrag von 2,05 Prozent um 0,3 Prozentpunkte auf 2,35 Prozent für Eltern und auf 2,6 Prozent für Kinderlose. Die große Pflegereform besteht aus zwei Teilen. Die Entlastung von Pflegekräften und die Stärkung der häuslichen Pflege gehören zu zentralen Vorsätzen der Reform. Die Hauptparole ist der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, laut dem nicht mehr der Grad der Selbständigkeit sondern der minütliche Pflegeaufwand entscheidend wird. Ab 2017 treten fünf neue Pflegegrade in Kraft, was vor allem Demenzkranke positiv betrifft.

Der Sozialverband Vdk forderte im Oktober Lohnersatzleistungen für private Pfleger, die in 70 Prozent der Fälle einspringen und ihre Angehörigen betreuen. Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wird zu einer schweren Belastung, die entsprechend aufgewogen werden soll.

November: Schluss mit Pflege-TÜV?

Am 7. November stimmte auch der Bundesrat der Pflegereform zu. Somit steht den Verbesserungen in der Pflegebranche ab 2015 nichts mehr im Wege.

Der Pflege-Bevollmächtigte des Bundes, Karl-Josef Laumann (CDU), forderte schnellstmöglich den Stopp des Pflege-TÜV in Deutschland. Das umstrittene System der Schulnoten für Pflegeheime kann nicht mehr ernst genommen werden, wenn der Notendurchschnitt für alle 12.500 Pflegeheime in Deutschland bei 1,3 liegt. Ein unabhängiges Gremium und nicht mehr die Verbände und Krankenkassen sollte die Noten vergeben.

Nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) werden bis 2030 je nach Annahme 85.000 bis 163.000 Pflegefachkräfte mehr als derzeit benötigt. Laut Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsagentur, sei eine Reform der Pflegeausbildungen notwendig. Eine einheitliche Grundausbildung für Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger könnte den Wechsel zwischen den Berufen ermöglichen.

Dezember: Neues Familienpflegezeitgesetz

Der Bundestag verabschiedete am 4. Dezember ein neues Gesetz zur Familienpflegezeit. Pflege und Beruf sollen besser vereinbar werden. Eine zweijährige Familienpflegezeit und eine bezahlte Auszeit von zehn Tagen sieht das Gesetz vor. Pflegende Angehörige bekommen für die zehntägige Auszeit ab dem 01. Januar 2015 eine Lohnersatzleistung – das Pflegeunterstützungsgeld.

Gemischte Reaktionen rief die Meldung hervor, dass das erste Demenzdorf Deutschlands in Alzey nicht gebaut wird. Nach dem Vorbild des niederländischen Demenzdorfs “De Hogeweyk” war ein Stadtviertel für bis zu 120 Bewohner geplant. Auch Läden, Arztpraxen und verschiedene Freizeitangebote waren vorgesehen. Entscheidend für die Ablehnung war der Landkreises Alzey-Worms. Die Furcht, im Falle von zusätzlichen Kosten als Sozialhilfeträger wirken und bezahlen zu müssen, war ausschlaggebend.

Aussichten auf das Pflegejahr 2015

Das Jahr 2015 bringt die Umsetzung der ersten Stufe der großen Pflegereform mit sich, worauf rund 2,6 Millionen Pflegebedürftige und deren Angehörige sowie die ganze Pflegebranche seit langem gespannt warten. Bestimmt ist das ein Schritt in die richtige Richtung, der auch hoffentlich eine Verbesserung mit sich bringt. Die Frage der fehlenden Pflegefachkräfte in Deutschland wird in den nächsten Jahren mehr und mehr Grundlage für Debatten. Eine Reform der Pflegeausbildung kann bald eine heftige Diskussion auslösen.

Wir sind weiterhin gespannt auf das neue Jahr und wünschen Ihnen frohe Weihnachten sowie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2015!

Bildquelle: New Year 2015 (clipping path included) © corund – Fotolia.com

Gastautor

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